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Urkunde

Hier finden Sie die Urkunde der Stiftung Suone Niwärch:

Urkunde

Stiftung Suone Niwärch

Suonen sind aus der Walliser Kulturlandschaft schwerlich wegzudenken. Sie dienen als Lebensgrundlage der mehrheitlich nördlich der Rhone gelegenen trockensten Gebiete des Alpenraums. Suonen sind nicht nur eindrückliche jahrhundertealte Zeitzeugen der Anpassung der Menschen an den Klimawandel, sie behaupten sich auch als lokales Kulturerbe. So vielfältig die Suonenlandschaft im Wallis sein mag, sie manifestiert sich in den vier Tälern der Lötschberg-Südrampe als kühn angelegte Handwerkskunst an vertikalen Felswänden. Der Unterhalt der Suonen wie auch das Bewässern des Kulturlandes hat bis in die heutige Zeit den Rhythmus der Bevölkerung bestimmt. Suonen sind der Lebensnerv der örtlichen Tier- und Pflanzenwelt. Ohne das Gletscherwasser würde eine Vielzahl von Arten schlicht nicht mehr überleben können, die Biodiversität massiv Schaden nehmen.

 

 

Selbstverständlich sind die Suonen in erster Priorität vom Menschen für den Menschen geschaffen worden - die Vielfalt der Pflanzen- und Tierwelt hingegen ist ebenso in hohem Masse diesem durch menschliches Handwerk entstandenen Kulturgut geschuldet.

 

Das Suonendorf Ausserberg verfügt über eine der spektakulärsten Suonen überhaupt, die erstmals 1388 urkundlich erwähnte Suone «Niwärch» an der Baltschiedertaler Westflanke. Sie ist im Anschluss an ein furchtbares Unglück mit Todesfolgen bei Wartungsarbeiten an einer Suone im Bietschtal gewissermassen als Alternative errichtet worden. Das «Niwärch» tut seinen Dienst bis in die heutigen Tage, und sein Wasser ist nach wie vor unabdingbar für das Bewässerungssystem.

 

Im Jahre 1972, anlässlich der Sicherung der Ausserberger Wasserversorgung mittels Wasserstollen vom Baltschiedertal her, ist der Suone bereits Ungemach anberaumt worden. Die damaligen Vertreter der Gemeinde Ausserberg wollten deren Unterhalt inskünftig nicht mehr wahrnehmen. Dank beherztem Idealismus des SAC Ausserberg und deren Muttersektion des SAC Blüemlisalp Thun konnte der Unterhalt weiterhin bestritten, die Suone weiterhin erhalten werden.

 

Es sind nun die Gemeinde Ausserberg, der SAC Ausserberg wie auch der SAC Blüemlisalp Thun, welche nunmehr als Stifterinnen die neue Stiftung «Suone Niwärch» am 28. Mai 2022 ins Leben gerufen haben. Der Stiftungszweck besteht darin, «den Erhalt und die Aufwertung der Suone Niwärch in ihrem jetzigen Zustand sicherzustellen. Bauliche Massnahmen sind nur zum Erhalt und nicht zur Begehungsvereinfachung vorgesehen. Weiter soll die Stiftung die Stärkung der Wahrnehmung der lokalen Bevölkerung wie auch der Besuchenden hinsichtlich dieses Zeitzeugnisses einer Anpassung an den Klimawandel unter höchst erschwerten Bedingungen bewirken». Der Erhalt ist aber lediglich auf den ersten Blick als einzig für den Menschen zu werten - der Erhalt zielt in ganz wesentlichem Masse auch auf den Reichtum der vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt ab.

 

 

Damit die Stiftung ihren Zweck sicherstellen kann, sind unmittelbar Massnahmen mit den entsprechenden Mitteln erforderlich. Ein Teil der Mittel ist bereits sichergestellt worden, es ist jedoch nun in den Händen der Stiftung, entsprechende Mittel zu beschaffen, um ihrem Zweck gerecht zu werden.

 

Das Kernstück des «Niwärch» weist heute eine Länge von 2’960 m auf. Auf 292 m sind Rohre mit einem Durchmesser von 250 mm verlegt. Das Wasser wird an total 26m durch die traditionellen Holzkännel geleitet. Die mit Natursteinplatten abgedeckten Abschnitte und der ausgebrochene Tunnel im Steinbruch ergeben eine Totallänge von 212 m. Gesamte 963 m sind mit sogenannten «Tretschbord» gesichert. Die restliche Strecke von 1443 m wird im offenen Wiesland geführt.

 

Das Suonenwasser als solches fliesst immer noch in das bestehende Bewässerungssystem. Das Wasser in der Suone ist verantwortlich für eine blühende Biodiversität nicht nur auf einer Länge von 3 km, sondern ist gewissermassen konstitutiv als oberste Suone des gesamten Kulturlandes von Ausserberg, welches im Jahre 2020 von der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz als «Landschaft des Jahres» ausgezeichnet wurde. Sie zeichnet hauptsächlich dafür verantwortlich, dass dieser Biodiversitäts-Hotspot weiter existieren kann und sorgt, dass die Hänge stabil bleiben. Die Erosionswahrscheinlichkeit in diesem Perimeter wird augenscheinlich gebremst.

 

Zusätzlich zu den positiven Einflüssen für die Natur gewährt ein sicheres Bord einen attraktiven Wanderweg.

Der als Bergweg klassierte Pfad entlang von steilen Felswänden mit überraschenden Blicken in die Tiefe ist einmalig. Der Weg als solcher ist geschichtsträchtig und seit 1381 ein wichtiger Zugang zum Baltschiedertal. Am Gangwerk hinterlässt die Frequentierung durch Wandernde Spuren und eine Sanierung auf einem Drittel der Strecke ist jetzt vonnöten. Diese einmalige Umgebung in der urigen Natur mit einer enormen Vielfalt von Fauna und Flora kann nur über diese einzigartige Suone erhalten und zugänglich gemacht werden.

 

 

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Hans-Christian Leiggener

Stiftung Suone Niwärch